Gesellschaft

Kann Freundschaft politische Differenzen überstehen?

Yannick Skop

Yannick Skop

26. Januar 2025 · 6 Min. Lesezeit


Ein Mann und eine Frau streiten sich über politische Differenzen

Als Susanne und Joachim sich bei einem Seniorentreff in einem italienischen Restaurant in Berlin-Charlottenburg kennenlernten, spürten sie sofort eine besondere Verbindung. Beide Anfang 70, beide auf der Suche nach neuen sozialen Kontakten im Ruhestand, teilten sie eine Leidenschaft für klassische Musik und Theater. Schon beim ersten Treffen tauschten sie sich begeistert über die letzte Aufführung in der Deutschen Oper aus. Monatelang trafen sie sich regelmäßig, ihre Freundschaft wuchs. Doch ein Thema vermieden sie instinktiv: Politik.

"Ich hatte immer ein ungutes Gefühl, wenn das Gespräch in diese Richtung ging", erinnert sich Susanne. "Also wechselte ich schnell das Thema." Joachim nickt: "Wir hatten beide wohl eine Ahnung, dass wir da sehr unterschiedlich denken."

Der Moment der Wahrheit kam, als die Diskussionen um die bevorstehende Bundestagswahl immer intensiver wurden. Was als beiläufiger Kommentar über eine Wahlwerbung begann, offenbarte schnell ihre grundlegend verschiedenen Weltanschauungen. "In diesem Moment hatte ich richtig Angst", gesteht Susanne. "Angst, dass diese wertvolle Freundschaft nun zerbrechen würde."

Was sagt die Forschung?

Diese Sorge ist nicht unbegründet. Eine aktuelle Studie der Online-Partnervermittlung Gleichklang zeigt: Für 84% der Befragten ist politische Übereinstimmung in Beziehungen wichtig. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Politische Ansichten spiegeln oft grundlegende Werte wider

  • Gemeinsame Überzeugungen erleichtern den Alltag

  • Ähnliche Ansichten reduzieren Konfliktpotenzial

Doch die Studie zeigt auch: Die Übereinstimmung muss nicht perfekt sein. 86% der Befragten geben an, dass Unterschiede in Details durchaus vertretbar sind – solange die grundlegenden Werte nicht zu weit auseinanderliegen.

Wie Susanne und Joachim einen Weg fanden

Nach dem ersten Schock entschieden sich Susanne und Joachim bewusst dafür, ihre Freundschaft nicht aufzugeben. "Wir haben klare Regeln aufgestellt", erklärt Joachim. "Zum Beispiel hören wir einander wirklich zu, ohne gleich zu widersprechen. Wenn es zu hitzig wird, machen wir eine Pause."

Susanne ergänzt: "Was mir geholfen hat, war die Erkenntnis, dass Joachim trotz seiner anderen politischen Ansichten die gleichen menschlichen Grundwerte teilt – Mitgefühl, Respekt, den Wunsch nach einer besseren Welt. Wir sehen nur unterschiedliche Wege dorthin."

Was wir daraus lernen können

Die Erfahrung von Susanne und Joachim deckt sich mit den Erkenntnissen der Gleichklang-Studie:

  • 73% der Befragten sagen, dass Toleranz der Schlüssel im Umgang mit politischen Differenzen ist

  • 56% betonen die Bedeutung des offenen Gesprächs

  • Nur 2% meinen, man solle Politik komplett aus Beziehungen heraushalten

Ein neuer Blick auf Unterschiede

"Heute sehe ich unsere unterschiedlichen Perspektiven sogar als Bereicherung", sagt Susanne. "Joachim bringt mich dazu, meine eigenen Ansichten zu hinterfragen und besser zu begründen." Joachim lächelt: "Und manchmal ändern wir sogar unsere Meinung. Nicht in den großen Linien, aber in einzelnen Punkten."

"Außerdem", fügt Susanne hinzu, "ist Politik doch nur ein kleiner Teil des Lebens. Ich sehe ja, wie manche Menschen sich davon regelrecht auffressen lassen, ständig nur noch über Politik reden und sich aufregen. Das ist doch nicht gesund. Für mich sind andere Dinge viel wichtiger – ein schöner Opernabend, gute Gespräche, ein gemütliches Essen. Das sind die Momente, die das Leben wirklich bereichern."

Diese Erfahrung zeigt: Politische Unterschiede müssen keine Beziehungen zerstören. Mit gegenseitigem Respekt, klaren Grenzen und echtem Interesse am anderen können sie sogar zu tieferem Verständnis und persönlichem Wachstum führen.

Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung brauchen wir mehr solcher Geschichten. Sie zeigen, dass der Schlüssel nicht in perfekter Übereinstimmung liegt, sondern in der Bereitschaft, einander trotz unterschiedlicher Ansichten als Menschen zu sehen und wertzuschätzen.

Sie möchten auch Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven in einem respektvollen Rahmen kennenlernen? Kommen Sie zu unserem nächsten Figo-Treffen. Denn eines ist klar: Der erste Schritt zu mehr Verständnis ist die Begegnung.


Yannick Skop
Yannick Skop

Gründer von Figo Social

Yannick Skop ist Gründer und Geschäftsführer von Figo Social. Seine Mission ist es, die Generation 60plus dabei zu unterstützen neue Freundschaften im eigenen Kiez zu schließen. Denn gerade im Alter ist ein aktives Sozialleben so wichtig für Glück und Gesundheit.


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